P O S E R

Es singen alte Mären
manch kühnen Edelmann,
Der Ehren mehr als Ähren
Mit blankem Schwert gewann.

Wer mit dem Schwert erstritten
Sein adlig Wappenschild,
Mag als ein Ritter erbitten
Sich auch ein krieg'risch Bild.

Doch wer mit Schwert und Lanze
Beschützt des Landmanns Fleiß,
Dem wird im Ährenkranze
Der Ehren Doppelpreis.

Ein solcher Held vor Zeiten
Der feste Poser war,
Der liebt ein kühnes Reiten,
Der liebte die Gefahr.

Er stürmte manche Feste
Er schlug sich frank und frei
Beim Stechen stets der Beste
Gewann er im Turnei.

Er trug im Eisenkleide
Gar milden frommen Sinn
Sein Fähnlein blaue Seide
Und schwarz die Krähe drin.

Willst du die Krähe fangen
Du mußt gar witzig sein,
Solang die Waffen klangen
Schlug Poser grimmig drein.

Doch wenn der Sieg erstritten
War’s gar ein andrer Mann
Dem jedes Kind mit Bitten
Die Beute abgewann.

Solang die Waffen klangen
War er voll Zorn und Trutz
Doch wer von ihm gefangen
War wohl im besten Schutz.

Und wo im Eisenkleide
Der feste Poser zog
Und wo in blauer Seide
Die schwarze Krähe flog

Da war des Landmanns Scheuer
Geschützt vor Raub und Brand,
Da warf des Krieges Feuer
Ins Saatfeld keine Hand.

Des Feindes, oder meine ?
Die Felder laßt in Ruh
Dem Mühlstein ganz alleine
Gehört die Ähre zu.

So lautet seine Lehre
Weh dem der sie vergaß –
Wie schnell in blanker Wehre
Er da im Sattel saß.

Oft sprach zu seinen Leuten
Er ernsten Angesichts
Mögt was ihr wollt erbeuten
Dem Mühlstein nur nehmt nichts.

So ward des Mühlsteins Ritter
Der feste Edelmann
Darob manch fleißger Schnitter
Ihm seinen Segen gann.

Noch als er lag im Sterben
Mit bleichem Angesicht
Sprach er zu Sohn und Erben
Vergiß den Mühlstein nicht !

Drum blickt im Poser Schilde
Seitdem im Zeitenlauf
Des Mühlsteins schwer Gebilde
Die Krähe steht darauf.

G.Hesekiel